Nachthall Posting von Andie - Bitte um Reflexion und Austausch

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Liebe Andie,

Liebe Menschen im Netzwerk gewaltFREI Austria!

Dieses Posting ist zwei Seiten lang und beinhaltet meine Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse, das durch das Posting von Andie ausgelöst wurde. Bitte vor dem Einsteigen berücksichtigen!

 

Ich möchte zuerst auf Dein Posting antworten Andie, weil ich sicher gehen will, dass wir ein gemeinsames Verständnis über getroffene Vereinbarungen im Netzwerk teilen. Da geht es mir um gemeinsames Verständnis, gemeinsame Verantwortung und auch Gegenseitigkeit.

Das ist möglicherweise auch eine Frage des Verständnisses, wenn ich jetzt schreibe, dass wir vereinbart haben, dass wir über unseren Posting-Austausch keine Angebote und Werbung zu unseren Trainings versenden. Du hast ja im Posting beschrieben, wie gut Dir die Ausbildung getan hat, und das könnte ja auch ausschließlich zum Teilen Deines Wohlgefühles gewesen sein? So lest es sich auch zum Teil.

Ich möchte jedoch bei dieser Vereinbarung genau sein und bitten, dass Ihr bitte wahrnehmt, dass Ihr kein Angebot mehr hervorhebt als das von anderen auf diesem Medium. Meine Sorge ist, dass wir dann nur mehr über diese Art des Austausches über unterschiedlichste Angebote Postings lesen und dann vielleicht auch eigene Angebote „verdeckt“ beworben werden.

Ich habe versucht, die Chronologie dieses Beschlusses herauszufinden, das ist mir nicht gelungen, ich möchte jedoch jetzt die Gelegenheit nutzen darauf hinzuweisen.

Wenn es sich für jemanden nicht mehr zeitgemäß anfühlt und / oder andere Ideen dazu im Raum sind, dann würde mich das freuen, dass Initiativen entstehen diese Vereinbarung neu zu gestalten, breit im Netzwerk zu diskutieren und dann neu zu vereinbaren mit den Menschen, die davon betroffen sind.

Vordergründig betrifft das die Gruppe Trainer*innen (inhaltlich) und auch den gesamten Verein mit der Frage, wie gehen wir mit Vereinbarungen um?

Das ist jetzt keine V-Team Meinung, die ich vertrete, da ich ja ein Teil des V-Teams bin, ich habe mit meinen Kolleg*innen im V-Team ausgemacht, dass wir dieses Thema beim nächsten Treffen auf die Agenda setzen. Nur zur Klarheit!

Ich schreibe als Andrea, als Trainerin in diesem Netzwerk, als Teil des V-Teams, Mitinitiatorin der derzeit stillgelegten Ehtikgruppe (die sich auch wieder aktivieren könnte bei Bedarf) und als Psychotherapeutin.

Und da komme ich zu einem weiteren Auslöser, der mich schon länger besorgt im gesamten CNVC Kontext, dass ist die Sache mit den Begriffen „trauma-sensibel, -informiert etc. Transformation und Heilung.

Das Thema um Trauma ist natürlich sehr aktuell und stellt uns alle vor (massive) Herausforderungen.

Ich werde jedoch jedes Mal extrem nervös, wenn der Traumabezug so dargestellt wird, als könne dieser mit einem Jahresprogramm, manchmal auch ausschließlich „nur online“ vermittelt werden, dass dann GFK Trainer*innen in deren Trainings und im 1:1 Setting adäquat damit umgehen können.

Das macht mich, wie schon beschrieben nervös, es gibt auch gesetzliche Grundlagen, die da eingehalten werden müssen - die sind in den unterschiedlichsten Ländern unterschiedlich, und das sollte jede / jeder selbst wissen, wo er / sie steht in diesem Zusammenhang. Dasselbe gilt bitte auch für die Anrechenbarkeit bei diversen Ausbildungen. Ich bitte uns alle, dass wir da transparent und aufrichtig vorgehen und im Vorfeld mitteilen, wofür etwas angerechnet werden kann.

Ich bitte Euch inständig, dass Ihr da voll die Verantwortung nehmt dafür und nur das anbietet, wofür Ihr wirklich ausgebildet seid und wofür Ihr auch im gesetzlichen Rahmen verantwortlich sein könnt (sowohl als Therapeut*innen, als Berater*innen, als Trainer*innen, als Coach*innnen, und und und ).

Für mich geht es dabei um Verantwortung Euch selbst gegenüber und auch den Menschen, in den Netzwerken gegenüber, zu denen Ihr Euch committed. Wir stehen zueinander und empfehlen einander im besten Fall! Das kann nur so gewährleistet werden.

Die Arbeit mit traumatisierten Menschen ist meiner Erfahrung nach als Therapeutin ein (oft ganz zäher) langjähriger Prozess und braucht eigene fundierte ebensolche langjährige Selbsterfahrung und die Bereitschaft seine eigene tiefen Trauma-Erfahrungen (oder Traumfolgereaktionen) ständig selbst in der Reflexion zu halten. Außerdem ist die GFK-Ausbildung keine Ausbildung, auf die ein traumasensibler und oder traumainformierter, schon gar nicht traumaversierter Zugang aufbauen kann, schon gar nicht im 1:1 Setting als Coach*in, als Berater*in. Dazu braucht es andere Grundlagenausbildungen!!

Transformation und Heilung (Heilung kommt im Mail von Dir Andie nicht vor, jedoch taucht das auch immer wieder auf, und darum benenne ich es auch hier) sind für mich total unpassende Begriffe im Zusammenhang mit Trauma und ich denke, da gibt es auch wirkliche Grenzen in der GFK. Ich bitte um Beachtung dieser Grenzen!

Ich reagiere schon fast allergisch auf leichtfüßige, blumige und wundersame Beschreibungen, weil sie an meiner tagtäglichen Realität als Trainerin und Therapeutin unangenehm schrammen.

Mir geht es neben den eigenen Schutz, im gesetzlichen Rahmen zu agieren, auch um Verantwortung gegenüber Jenen, die unsere Angebote wahrnehmen und mit Transformations- und Heilversprechen konfrontiert sind und im schlimmsten Fall eben auch retraumatisiert werden können, und vielleicht auch in Stich gelassen werden, oder vielleicht auch jahrelang in den Programmen gehalten werden, im Glauben, dass gewisse Themen geheilt oder transformiert werden können.

GFK und Healing das ist die Domäne von Marshall. Er selbst war jedoch ausgebildeter Psychologe und Psychotherapeut und er ist der Urheber der GFK. Es ist nicht die Domäne der GFK an sich und wie Ihr schon feststellt ist für mich dieser Begriff sehr fraglich. Er selbst sagt in Albuquerque bei einem seiner letzten Auftritte: GFK ist Methode, GFK ist Prozesse, GFK ist Sprache, GFK ist Bewusstheit und GFK ist Einflussnahme in unsere Beziehungen. Das finde ich ist eine gute Orientierung für mich.

Ich selbst bin als Psychotherapeutin nach Rogers mit dem Begriff der Entwicklung/Selbst-Entfaltung/Selbst-Erhaltung ausreichend ausgestattet.

Ich möchte in einem Netzwerk sein, wo diese Themen verantwortungsbewusst verhandelt werden, im Dialog mit Berufsgruppen / Gemeinschaften und anderen Zugängen, die ebenso need-based denken, fühlen und vorgehen und ich möchte kein Label unterstützen – und schon gar nicht mit der GFK -, dass sich diesen Diskussionen nicht stellt und darüber nicht reflektiert.

In diesem Sinne wäre mir ein Austausch darüber, am besten bei einem der nächsten Treffen (NWT oder TT) ein großes Anliegen und falls jemand persönlich mit mir in Kontakt gehen will, freue ich mich auf Rückmeldungen! Da bitte ich Euch per Email mit mir in Kontakt zu gehen.

Bei etwaigen Unklarheiten bitte auch Kontakt aufnehmen!

Herzlichen Gruß!

Andrea Scheuringer

Gruppenzugehörigkeit: 

Kommentare

Liebe Andrea,

ich bin froh, dass du so ausführlich darlegst, worum es dir geht und worauf du dich beziehst - auf eine Abmachung, dass wir als TrainerInnen in Postings nur ausnahmsweise, wenn jemand aus der Ferne nach Österreich kommt, darüber informieren, wenn wir meinen, dass für die KollegInnen ein Mehrwert bestehen könnte. Und diese TrainerInnen werden auch gebeten, wenn sie unsere Website als Werbeträger verwenden, etwas ans Netzwerk beizutragen - als Zeichen der Wertschätzung und zum Erhalt. Diese Abmachung war stets als Prozess gedacht und lud zum sorgsamen Tanz um Fairness und achtsamem Umgang mit unseren Ressourcen ein. Sinn und Zweck dessen war, meine ich, dass die Posteingänge der Vereinsmitglieder nicht mit (Eigen-)werbung überfrachtet werden.

Dafür gibt es ja z.B. die fb-Seite, die zwar nicht von unserem Verein verantwortet wird, wo aber überwiegend Vereinsmitglieder als Admins aufscheinen https://www.facebook.com/groups/291241778769 sowie die fb-Seite https://www.facebook.com/groups/648323318542181 - wo ohne Limit geteilt und beworben werden kann.

Der Sorge um die mögliche Überschreitung eigener Kompetenzen, aus Unwissenheit darüber, wie tief die Wurzeln eines Problems überhaupt reichen können... teile ich voll und ganz. Die "Haltung der GfK" wird manchmal mit einem Universal-Werkzeug verwechselt, das überall "Wunder wirken kann".... Aber die vielen Videos von und mit Marshall zeigen ja stets einen KLINISCHEN PSYCHOLOGEN mit Jahrzehnte-langer Erfahrung - jede seiner Interventionen enthielt zwar die 4 Schritte und bekannt klingende Begriffe... was vielleicht den Eindruck erwecken konnte, es wäre genauso leicht, ihn "nach-zu-tanzen", wie ein Tanz von Fred Astaire... ;-)

Was den Umgang mit Traumen angeht, so gibt es unter den PsychotherapeutInnen solche, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben. Menschen, die nach HIlfe bei Trauma-Themen suchen, tun gut daran, sich an solche SpezialistInnen zu wenden. So können frühkindliche Traumen erfordern, dass die TherapeutIn auch den Körper einbeziehen kann - weil nur so vor-sprachliche Erlebnisse einen sicheren Rahmen finden können. Ich empfehle Menschen, die eine Ahnung von diesem Bereich gewinnen möchten, z.B. gerne die Traumatherapeutin Dami Charf, die auf ihrem YouTube-Kanal zahlreiche mut-machenden Inputs offeriert: https://www.youtube.com/user/charfi64 - und hoffe, dass mein Input zu weiterem Verstehen beiträgt.

Liebe Sylvia,

liebe KollegInnen!!

 

Ich danke Dir liebe Sylvia für Deine Rückmeldung, auch dafür, dass Du diese offen in diesem Raum zeigst. Ich merke, dass bei Dir da offenen Türen sind und ich habe  auch neben Deiner Rückmeldung ein paar sehr bestärkende bekommen, weil auch Unbehagen ausgelöst war, einerseits im Zusammenhang mit der Vereinbarung, keine Werbung über die Postings zu machen, andererseits auch über die von mir aufgeworfenen Bedenken im Zusammenhang mit GFK und Trauma ....

Jedoch bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob der Austritt von Kersten mit meinem Posting etwas zu tun hat, dazu habe ich bereits mit Kersten Kontakt aufgenommen,  auch von Andie Nagel habe ich bereits Rückmeldung erhalten.

 

Für mich wird immer klarer, dass es wichtig wird, dass wir uns in der Gruppe TrainerInnen auch bezüglich unserer getroffenen Vereinbarungen austauschen, auch im Hinblick auf die neue Homepage. Ich kann mir da schon vorstellen, dass wir uns da gemeinsam was überlegen, damit wir alle hinter den Vereinbarungen, die wir treffen gut stehen können.

Was mich schon sehr verblüfft ist, dass es keine breitere Diskussion dazu gibt, weder hier noch sonstwo.

Und was das Thema GFK und Trauma betrifft frage ich nun auch nochmals in diesem Forum, ob es dazu innerhalb unserer Gruppe Interesse gibt, genauer damit zu werden und ev. auch Klarheit darüber zu erlangen, weshalb das (und ich hoffe,  nicht nur mir) so wichtig ist?

Eine etwas gemeinschaftlich müde gewordene Andrea, von Herzen

 

Liebe Andrea und liebe Alle die das lesen,

Ich beziehe mich auf die "versteckte " Werbung.

Andrea, du schreibst in Deinem Nachhall: "Das ist möglicherweise auch eine Frage des Verständnisses, wenn ich jetzt schreibe, dass wir vereinbart haben, dass wir über unseren Posting-Austausch keine Angebote und Werbung zu unseren Trainings versenden."

Das bezieht sich auf Beschluss 51 und Beschluss 101, die für jedes Mitglied auf der Homepage unter Beschlüsse zu finden sind. Mir war der Beschluss 51 durchaus bekannt, dass wir TrainerInnen des Netzwerkes unsere eigenen Trainings nicht posten können und über diesen Weg nicht Werbung machen können. Das war zum Schutz gedacht, damit wir nicht überflutet werden.Gleichzeitig finde ich es auch schade, dass, wenn Trainerkolleg*innen etwas Besonderes anbieten, ich das als Mitglied oder Trainerkolleg*in nicht über ein Posting erfahren kann.

Das führte dazu, dass ich Andie, die das Redaktionsteam anschrieb, als Antwort die Beschlüsse schickte und dann den Hinweis gab, sie könnte ihre Freude mit uns teilen. Ich glaubte den Beschluss dehnen zu können, um für Lebendigkeit und Austausch Platz zu machen.

Als ich dann Deine Reaktion, Andrea las, die vielleicht auch andere hatten, spürte ich Bedauern, den damals auch von mir gefassten Beschluss nicht in der gleichen Weise "ernst" genommen zu haben und damit Orientierung zu geben. Das hat vermutlich bei den Betroffenen zu Irritation und Verletzung geführt. Das ist mir jetzt bewusst und tut mir sehr leid.

Ich möchte hier nochmals den Passus aus deinem Nachhall zitieren, weil er die Verantwortung und den Respekt vor Vereinbarungen aufzeigt, und auch, dass Vereinbarungen immer wieder verändert, ergänzt werden können, wenn sie uns nicht mehr dienen:

"Wenn es sich für jemanden nicht mehr zeitgemäß anfühlt und / oder andere Ideen dazu im Raum sind, dann würde mich das freuen, dass Initiativen entstehen diese Vereinbarung neu zu gestalten, breit im Netzwerk zu diskutieren und dann neu zu vereinbaren mit den Menschen, die davon betroffen sind."(Andrea)

Mir schiene eine Ergänzung des Beschlusses dahingehend, dass ich als Trainer*in z.B. 1x pro Jahr etwas in eigener Sache posten kann wünschenswert aus Gründen des Feierns, Informierens und Sichtbarwerdens. Vorschläge dazu könnten wir beim nächsten Trainer*innen Treffen diskutieren oder?

Mit lieben Grüßen und offen für Rückmeldungen

Marianne